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GV-Geschichte

Zum 60 jährigen Jubiläum - eine Festschrift

 

In Kreiensen, in Südniedersachsen zwischen Hannover und Göttingen, wurde am 21. Mai 1950 die Gründungsversammlung des Niedersächsischen Gehörlosen-Verbands abgehalten.

 

Die Leitung dieser Versammlung übernahm Ernst Krispien und die Geschäftstelle war in Göttingen, Gronerlandstraße 25.

 

Aus einem Protokoll der 1. ordentlichen Versammlung am 14. Oktober 1950 in Braunschweig geht hervor, dass der damalige Schriftführer des Gehörlosenverbands Karl Mutter das Gründungsprotokoll  (verschollen)  verliest.  In diesem Gründungsprotokoll wurden Grundsätze und Forderungen des Verbandes aufgestellt:

 

1) Hauptziel ist Arbeit für alle arbeitsfähigen Gehörlosen.

 

2) Öffnung weiterer geeigneter Berufe und bessere Berufsausbildung für Gehörlose.

 

3) Volle Staatsbürgerrechte und Beseitigung des Vorurteils gegen die Gehörlosen bei allen in Frage kommenden Stellen.

 

4) Kündigungsschutz durch Schwerbeschädigtenausweis.

 

5) Arbeitsvermittlung durch die Schwerbeschädigtenausschüsse bei den Arbeitsämtern.

 

6) Verbindungsmänner in den Schwerbeschädigtenausschüssen und bei allen in Frage kommenden örtlichen Behörden (Arbeitsamt, Sozialamt, Wohnungsamt, Flüchtlingsamt).

 

7) Als Krönung des Ganzen der Gehörlosen-Beirat, welcher die Gehörlosenvertretung bei den einzelnen Ministerien der Landesregierung, wie z.B. beim Sozial- und Arbeitsministerium, wahrnimmt und die Verbandsforderungen unterbreitet. In absehbarer Zeit, wenn sich der Gehörlosen-Beirat bei der Landesregierung eingearbeitet hat, sollen so nacheinander alle unsere Verbandsforderungen Stück für Stück durchgearbeitet werden.

 

Wie hat sich der Gehörlosenverband Niedersachsen in den folgenden sechs Jahrzehnten entwickelt, welche Ereignisse traten auf und was hat sich aus der 

Perspektive der tauben Menschen in Niedersachsen getan?

 

Folgende Daten sollen einen kleinen Überblick geben:

1954
Max Hüne aus Hannover, bislang 2. Vorsitzender des Verbands, wurde zum Vizepräsidenten des Deutschen Gehörlosen-Bunds gewählt (war in diesem Amt bis 1959).

 

1960
GTSV Hannover und Deutscher Gehörlosen-Sportverband richten das 1. Internationale Handballturnier in Hannover aus.

 

1963 / 1964
Unter der Leitung des Wolfgang Schellerers wurden neue Akzente im Gehörlosenverband Niedersachsen gesetzt, zudem blieb er bis 1980 im Vorstand. Das ist bisher beispiellos! Im gleichen Jahr findet in Bad Münder / Deister nahe Hameln das 12. Deutsche Gehörlosen-Sportfest statt.

 

1975
Kleine Feierlichkeit zum 25. jährigen Jubiläum des Gehörlosenverbands Niedersachsen im Vereinsheim des GSV Braunschweig.

 

1976
Tag der Gehörlosen in Hannover (1. Veranstaltung bundesweit!).

 

1984 
Ewald Fries wird Geschäftsführer des Gehörlosenverbands Niedersachsen. Der Verband heißt nun Landesverband der Gehörlosen Niedersachsen e.V.

 

1988
Landeszentrale Beratungs- und Koordinierungsstelle für Gehörlose in Niedersachsen wird gegründet.

 

1989
Internationales Gehörlosen Leichtathletik-Sportfest in Hildesheim.

 

1989
Mit Unterstützung des Niedersächsischen Sozialministeriums wird die erste Gebärdensprachdolmetscher-Ausbildung mit einer anschließenden Prüfung durchgeführt.

 

1990
Gehörlosen Zeitung Niedersachsen erscheint.

 

1991
Deutsches Gehörlosen Sportfest in Braunschweig.

 

1994 
Die Landeszentrale Beratungs- und Koordinierungsstelle für Gehörlose in Niedersachsen in Harsum wird bezogen.

 

2000
Niedersächsische Kulturtage der Gehörlosen in Walsrode (anlässlich des 50 jährigen Bestehen).

 

2003
Der Verband heißt nun Gehörlosenverband Niedersachsen e.V.

In Kooperation mit dem Niedersächsischen Sozialministerium und dem BBW Bad Pyrmont wird eine zweijährige Gebärdensprachdolmetscherausbildung iniiert.

 

1.1.2008
Niedersächsisches Gleichstellungsgesetz für Behinderte tritt in Kraft (Deutsche Gebärdensprache wird anerkannt!).

 

2008
Bengt Förster, Vorsitzender des Gehörlosenverbands Niedersachsen, wird Mitglied des Landesbehindertenbeirats in Niedersachsen.

 

2010
NDR kündigt an, seine Untertitel-Angebote und Barrierefreiheit im Fernsehen erheblich auszubauen.

 

Fernziel: 100 % Untertitel!

 

In Hannover feiert der Gehörlosenverband Niedersachsen sein 60. jähriges Bestehen.

 

Welchen Herausforderungen wird der Gehörlosenverband Niedersachsen e.V. in Zukunft stellen müssen?

Veränderungen und Heterogenität der Mitglieder, immer mehr Menschen mit einem Cochlear-Implantat sind im Gehörlosenverband, zugleich wird der Bedarf an Gebärdensprache immer größer.

 

Partizipative Beteiligung im Rahmen der UN-Konvention in der Politik wird eingefordert und umgesetzt, d.h. der Verband wird mehr Verantwortung übernehmen.

Die finanziellen Rahmenbedingungen werden immer enger insbesondere durch die Verweigerung Zuschüsse zu erteilen.

 

Die sozialpolitische Landschaft in Niedersachsen aber auch in Deutschland birgt Herausforderungen, Risiken aber auch Chancen.

 

Der Gehörlosenverband Niedersachsen könnte diese Situation meistern mit Unterstützung seiner Mitglieder in den angeschlossenen Vereinen und der Zusammenarbeit mit anderen Verbänden und Politik.

 

60 Jahre Festschrift